Gas als Brennstoff: Die perfekte Übergangstechnologie?

Foto: Martin Adams
Manchmal fühlt sich die Energiewende ein bisschen an wie der Umzug in eine neue Wohnung. Alle wollen das moderne, nachhaltige Traumhaus mit Solarzellen auf dem Dach und Windrädern im Garten, doch solange das noch nicht vollständig eingerichtet ist, braucht es eine Zwischenlösung.
Zum Beispiel etwas, das zuverlässig funktioniert, aber nicht für die Ewigkeit gedacht ist. Genau diese Rolle soll Gas übernehmen. Aber passt das Bild wirklich oder bleibt Gas länger, als es eigentlich sollte?
Gas als Brückentechnologie sinnvolle Übergangslösung oder Feigenblatt? Die Idee klingt erst mal bestechend, denn Gas verbrennt sauberer als Kohle, ist effizienter als Öl und die Infrastruktur steht bereits. Das macht es zur perfekten Übergangstechnologie, während Wind- und Sonnenenergie weiter ausgebaut werden. Kein kompletter Umbruch nötig, sondern ein schrittweiser Wechsel. Ob ein Haus seine Energie durch Gas bezieht, kann ganz einfach im
Energieausweis nachgeschaut werden.
Tatsächlich schneidet Gas im Vergleich zu anderen fossilen Brennstoffen gut ab. Es setzt rund 50 Prozent weniger CO₂ frei als Kohle und verursacht weniger Feinstaub und Schwefeloxide. Viele Länder setzen darauf, um Klimaziele zu erreichen, ohne die Energieversorgung zu gefährden. Aber Gas ist und bleibt ein fossiler Brennstoff. Wer einmal auf der Party der Erneuerbaren angekommen ist, wird sich fragen, warum man so lange an einer Brückenlösung (Übergangslösung?) festgehangen hat und genau das könnte zum Problem werden.
Die Umweltbilanz von Gas wirklich eine saubere Sache? Bei der Förderung, beim Transport und
an undichten Pipelines entweicht Methan in die Atmosphäre. Besonders beim Fracking, aber auch bei herkömmlicher Förderung sind diese Verluste schwer in den Griff zu bekommen und plötzlich sieht die Umweltbilanz nicht mehr ganz so grün aus.
Langfristig kann Gas gegen erneuerbare Energien nicht gewinnen. Wind- und Solarenergie produzieren schlichtweg gar keine Emissionen. Theoretisch könnte Biogas oder synthetisches Gas eine klimaneutrale Alternative sein, aber praktisch sind die Kosten dafür aktuell aber noch zu hoch.
Gasautos eine smarte Wahl oder ein Relikt der Vergangenheit? Während alle Welt über Elektroautos spricht, fahren Gasautos irgendwie unter dem Radar. Dabei hätten sie einige Vorteile: weniger Emissionen, günstigere Spritkosten und keine Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt, die anderswo mühsam aus der Erde geholt werden müssen.
Doch dann kommt der Haken, denn das Netz der
Tankstellen ist löchrig, die Modellvielfalt gering und viele Autohersteller verabschieden sich langsam aus dem Segment. Wer heute auf ein Gasauto setzt, muss sich fragen, ob sich das langfristig lohnt oder ob sich die Infrastruktur langsam selbst überholt.
In der Theorie wäre Gas eine solide Brückentechnologie für den Straßenverkehr, aber in der Praxis schiebt sich aber Elektromobilität mit voller Wucht in den Vordergrund, politisch gefördert und mit wachsender Infrastruktur. Ob Gas da noch langfristig mitspielen darf, bleibt fraglich.
Wie lange bleibt Gas noch eine Lösung? Politisch gesehen steht Gas unter Druck, denn die EU und viele Länder setzen immer stärker auf erneuerbare Energien, CO₂-Emissionen sollen weiter reduziert werden und langfristig ist klar. Gas wird nicht für immer die Lücke füllen können.
Eine Alternative könnte Biogas oder synthetisches Gas sein, das klimaneutral produziert wird. Doch aktuell sind die Produktionskosten noch hoch und der Ausbau schleppend. Gleichzeitig entwickeln sich Technologien wie Wasserstoff und E-Fuels weiter, die Gas mittelfristig ausstechen könnten.
Gas als Übergangstechnologie ergibt heute noch Sinn, doch wie lange diese Brücke genutzt wird, hängt davon ab, wie schnell andere Lösungen vorankommen. Wer zu lange auf Gas setzt, könnte am Ende auf einer Insel stehen, während sich alle anderen längst auf den Weg zur Zukunft gemacht haben.